Das gewählte Thema und die Frau in der Badewanne sprechen Dich an? Leider wirst Du bereits an dieser Stelle enttäuscht. Wir bleiben bei der Thematik
"Selbstbefriedigung", doch mit Spielereien im Schaumbad möchten wir nicht weitermachen. Es geht hier ja schließlich um unser Training.
Nach der letzten Ausbildung hatte ich eine interessante Unterhaltung mit einem unserer fortgeschrittenen Coaches und seiner Entwicklung zum Instructor. Entgegen der häufigen Fragestellung "Wann werde ich...?" wurde hier nach einer Einschätzung seiner Fähigkeiten sowie nach Möglichkeiten der persönlichen Weiterbildung gefragt.
Eine solche Fragestellung zeugt nicht nur von Charakterstärke, sondern auch von einer klaren Fokussierung auf ein Ziel. Ein Ziel, dass in diesem Falle wahrscheinlich nicht einmal im kommenden Jahr erreicht werden kann. Dennoch werden hier schon Terminplanungen, Ausgaben und Optionen gedanklich skizziert.
Ein Teilnehmer unserer vergangenen "Unarmed Combatives Coach Certification" schlief im letzten Dezember bei Temperaturen um den Nullpunkt in seinem Auto und duschte im Schwimmbad. Bekannt wurde dieser Umstand nur, da er sich auf einem Parkplatz auf dem Weg zum täglichen Training mit seinem Auto festgefahren hatte und unsere Hilfe benötigte.
Ein Bespiel für Willenskraft und Willenskraft ist laut Definition ein Synonym für charakterliche Merkmale wie Ausdauer (Beharrlichkeit), Zähigkeit, Entschlossenheit, Robustheit oder Zielstrebigkeit. Allen Begriffen ist gemeinsam, dass sie die psychische Energie bezeichnen, die notwendig ist, um Unlustgefühle, Ablenkungen oder andere Hindernisse auf dem Weg zur Zielerreichung zu überwinden (Umsetzungskompetenz).
Auch wenn man alten Menschen mit ihren Geschichten und Weisheiten nur schmunzelnd zuhören kann, so erinnern sich doch viele von uns daran, dass wir selbst einmal alleine oder zu zweit im Auto vor einer Halle geschlafen hatten. Wir waren Jung und wollten an dem Seminar teilnehmen. Unbequeme Mattenübernachtungen in kalten, stinkenden Hallen bezeichnete man beinnahe als Luxus. Von den gesparten Übernachtungskosten konnte man sich oftmals noch ein Shirt oder Ausrüstung kaufen. Klare Prioritäten wurden gesetzt - Wochenende für Wochenende.
Ebenso betritt aber auch ein anderer Charakter die Trainingsfläche, geschmückt in der haut couture der Kampfsportszene oder paramiltärischen Welt.
Funktion und Sinnhaftigkeit bei der Kleidungswahl werden hier außer Acht gelassen. Man ist letztlich einer der Coolnessfaktoren auf der Veranstaltung und das sollen die Leute auch wissen.
Das erste Selfie ist schnell gemacht und Facebook, Instagram und Twitter wissen mittlerweile auch schon alles über den Seminarbesuch. Die korpulente Empfangsdame vom Großraumbüro innerhalb der Arbeitswelt staunt nun auch wieder, was man doch ein harter Hund ist und spendiert gleich einen Like. Der Kaffee am Montag morgen dient gleich der Schilderung der extremen Erfahrungen des vergangenen Wochenendes.
Kurze Vortellungsrunde der Teilnehmer. Man kennt vielleicht nur wenige, aber die Selbstbefriedigung nimmt nun den verbalen Lauf. Innerhalb der kommenden halben Stunde hat jeder ein Anrecht darauf zu erfahren, mit wem man schon alles trainiert hat und wen man kennt. Sind wir aber realistisch... die aufrechten Beobachter der Szene kennen mich nicht nur aus Facebook und Co, sondern haben auch ein Anrecht auf Kommentare in unzähligen Boards und wissen, wie kritisch und fachkundig ich über Trainer und Teilnehmer urteile.
Das perfekte Wochenende zeigt nach der Vorstellung aber auch seine Kehrseite der Medaille, es wird für den Rest des Tages trainiert. Dieser unangenehme Seminarpart lässt einen vielleicht schlecht aussehen. Mit viel Glück kann man das Training mit wichtigen Fachsimpeleien unterbrechen und hat noch Zeit für ein weiteres Selfie. Am Ende noch ein Gruppenfoto, sich schnell auf Facebook markiert und schon ist man der geilste Typ.
Es muss ja niemand wissen, dass man keinen Drill mitgemacht und sich in den Umkleidekabinen rumgedrückt hat.
Und so geht es Wochenende für Wochenende weiter. Unsere Gewaltromantiker schwingen sich in ihre Vehikel und lassen sich loben. Ist die Kritik angebracht, weist man nochmals auf die eigenen Qualifikationen hin und wie viele fünfstündige Ausbilderlehrgänge man schon besucht hat. Schlimmstenfalls wird online ein negativer Kommentar abgegeben.
Aber nicht nur am Wochenende, auch unterhalb der Woche folgt man dem Rausch der Befriedigung. Schließlich ist der Schrank voller cooler Klamotten und die müssen präsentiert werden. Sporttasche packen, Selfie machen und auf geht es.
Gleichgesinnte sind schnell gefunden und man gibt nun gemeinsam alles. Training bis zur Erschöpfung mit und ohne Verstand. Wird die Kritik der Trainer größer, folgt das Unverständnis und das sturre Ingorieren.
Gerne wird hier die interne, private Trainingsgruppe gegründet. Das dreckige Dutzend der mangelndern Technik. Lobjauchzend gibt man hier alles. Ein falscher Fokus
und technisch fragwürdige Übungen lassen jede Trainerkritik vergessen. Zum Abschluss-Selfie wird dann nochmal schnell die Geschichte erzählt, wie man unterhalb der Woche die 40kg leichtere
Teilnehmerin überrannt hat und alle gehen befriedigt heim
Andernfalls sucht man sich eine neue Lokalität. Vielleicht eine, wo man aufgrund der Vorkenntnisse direkt domieren kann und Leute einen bewundern. Quasi der Einäuge unter den Blinden in modischen Fight-Shorts.
Wurde die Lokalität gut gewählt, sind farbenfrohe Urkunden, Shirts und Patches schnell verdient und die mediale Onlinewelt kann einen weiter anfeuern.
Sicherlich ist dieser Charakter sehr spitzzüngig dargestellt, doch ein jeder von Euch wird ihn kennen.
Interessenten, die schon Wochen vor der Ausbildung oder dem Seminar darauf hinweisen, dass sie erkältet oder überarbeitet sind. Teilnehmer, die sich im Vorfeld schon für eine fehlende technische Kompetenz entschuldigen und hoffen, dass dieses kein Grund für ein positives Absolvieren der Ausbildung sei.
Die Kampfsportwelt ist hier ehrlicher. Hier meine ich nicht die Fraktion der Gürtelverleihungen in bunten Anzügen. Ich meine die ehrliche Welt des Zweikampfes. Ich kann noch so selbstverliebt die Matte oder den Ring betreten, hier zählt die technische Kompetenz und Demut wird gelehrt. Der Boden der Tatsachen ist schnell gefunden.
Etwas, dass man in der Welt der Selbstverteidigung bekanntlich gerne vergisst und anderweitig überspielen kann. Hier wird leider jedes Deckelchen sein Töpfchen
finden.
In einer realen Konfrontation zählt bekanntlich das Sein und nicht der Schein. Aber mit viel Glück ist die Örtlichkeit kameraüberwacht und man kann im Anschluss an das künstliche Koma doch noch Selfies auf Facebook posten.
Letztendlich war es mal schön eine mastubierende Frau in der Badewanne zu posten und mal ehrlich... Trainieren, ihr sollt einfach nur ernsthaft und fokusorientiert trainieren!