Wir können es nicht mehr hören... Diese Worte beschreiben ganz gut den Irrsinn, der wöchentlich in irgendwelchen Trainingslokalitäten gepredigt wird.
Jedem halbwegs strukturiert und sozial denkenden Menschen dürfte klar sein, dass der Einsatz einer scharfkantigen Waffe schwerwiegende gesundheitliche oder gar lethale Konsequenzen zur Folge hat.
Hundertprozentig wird es bei einem Einsatz eines scharfkantigen Gegenstandes zu einer rechtlichen Prüfung, Ermittlungen kommen.
Doch sind die rechtlichen Folgen nur ein kleiner Teil, der uns im Nachgang tangiert.
Was ist mit den sozialen Folgen? Wie reagiert der eigene Partner oder die Familie? Wie reagiert das gesamte soziale Umfeld?
Was ist mit den wirtschaftlichen Folgen? Wie steht es um mögliche Bewerbungsgespräche? Bekomme ich die dringend benötigte Anstellung aufgrund von negativen Schlagzeilen und Presseberichten?
Was ist mit den gesundheitlichen Folgen? Bekomme ich diesen extremen Moment verarbeitet? Benötige ich Hilfe? Erkenne ich, dass ich Hilfe benötige?
Personen, die „viel“ haben, können auch „viel“ verlieren.
Diesen Satz sollte man immer im Hinterkopf haben. Wir können „viel“ verlieren. Nicht nur den eigentlichen Kampf.
Umso wichtiger ist ein smartes Training. Ein Training, das sich auch bei der Handhabung von extremen Situationen mit rechtlichen und sozialen Aspekten befasst und versucht, sich selbst innerhalb aller denkbaren Bereiche zu schützen.
Sich mit der Notwehr oder Nothilfe mittels Waffen oder Alltagsgegenständen zu befassen, ist sinnig. Es kann Situationen geben, in denen dieses erforderlich ist.
Wichtig ist es, dass man sich im Vorfeld bereits Gedanken über die situative Erforderlichkeit, eine mögliche Androhung und die rechtlichen Aspekte macht.
Sätze innerhalb der Ausbildung, wie „ich stech‘ den ab“ oder „den mache ich platt“, haben hier nichts verloren und zeigen oftmals nur, welch Geistes Kind man ist.
Auch haben böse dreinschauende Grimassen und der ständige Hinweis, dass man keine Gnade kennt und nur tödlich kämpft, hier keinen Nährwert.
Wir bewegen uns im Bereich des professionellen Selbstschutzes, de facto möchten wir uns also selbst schützen.
Man muss sich hier die Frage stellen, inwieweit dieses überhaupt noch möglich ist, wenn man anhand der Negativbeispiele die sozialen Medien flutet. Hartes, sinniges Training ist auch unser Ziel. Dieses erreichen wir aber nicht mit Posieren mit dem Messer, bösen Blicken und düsteren Fotofiltern. Auch nicht mit Videos, wo man einer sich nicht wehrenden Person das Trainingsmesser entlang der Kehle schneidet.
Stellt Euch einfach mal die Frage, wie objektiv jemand noch urteilen kann, wenn durch einen Zeugen eine Notwehrsituation ab dem Moment gefilmt wird, in dem ihr schreit „ich stech‘ Dich ab“ und man im Nachgang den klischeebehafteten Klingenexhibitionismus in den sozialen Netzwerken vorfindet.
Fällt schwer, oder?
Wie gesagt… wir können es nicht mehr hören!