Es ist manchmal schon schwierig genug, Kampfsportler oder Trainierende von Selbstschutzkonzepten dazu zu bringen, sich zusätzlich auf ihre Kraft und Kondition zu konzentrieren.
Gerade unter den momentanen Bedingungen durch die Covid-19-Pandemie stagniert für fast alle von uns das Training in der gewohnten Umgebung. Ausrüstung, Wissen und Motivation fehlen.
Ähnlich wie bei der Mischung der verschiedenen Hybridsysteme, die für den heutigen physischen Part des Selbstschutzes erforderlich sind (Boxen, Muay Thai, Ringen, Jiu Jitsu, Luta Livre und mehr), ist es ebenso wichtig, einen ausgewogenen Ansatz für die eigene Fitness zu wählen. Auch hier sollte man sein Programm so gestalten, das Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft, Leistung, Mobilität und Schnelligkeit trainiert werden.
“Physical strength is the most important thing in life. This is true whether we want it to be or not.” (Mark Rippetoe in Starting Strength)
Es ist einfach nur empfehlenswert, Kraft- und Konditionierungsübungen zu nutzen, die auch funktionelle Parallelen zu den Bewegungsmustern des eigenen Selbstschutzkonzeptes oder Kampfsports haben und diese während der Covid-19-Zwangspause auch unterstützen.
Der Sandbag wird seit Jahrzehnten von ernsthaften Athleten verwendet, dennoch hat er es schwer, über eine alternative Trainingsmöglichkeit im Kraft- und Konditionstraining hinauszukommen oder wird aus fragwürdigen Gründen von dogmatischen Trainingsanhängern anderer Ansätze belächelt.
Dabei ist er einfach herzustellen oder zu beziehen, leicht zu füllen und bietet nicht nur in unserer momentanen Situation eine Menge Optionen das eigene Kraft- und Konditionstraining voranzutreiben.
Das Training mit dem Sandbag ist ein Widerstandstraining, das mit Elementen aus unserem alltäglichen Selbstschutztraining kombiniert und ergänzt werden kann.
Der amerikanische Trainer Dan John schreibt unter anderem in seinem Buch "The Hardstyle Kettlebell Challenge", dass er mit den grundlegenden menschlichen Bewegungsmustern als eine Art Leitfaden für eine angemessene Programmierung beginnt.
- Push
- Pull
- Hinge
- Squate
- Loaded Carries
- andere
Unter "andere" versteht er zum Beispiel Korrekturübungen oder Bewegungsmuster, die in der Bodenlage oder auf dem Boden ausgeführt werden. Im hiesigen Kontext können hier natürlich ein bodenkampfspezifischer Übungsaufbau zur Erweiterung des individuellen Trainingsprogramms genannt werden.
Je nach Größe des Sandbags können an diesem auch zum Beispiel der Wechsel zwischen Mount, Sidemount und anderen Positionen trainiert werden. Schläge zu einem mit Sand gefüllten Sack sollten nur eingebaut werden, wenn man diese auch fehlerfrei ausführen kann, da hier keine zu erwartende Absorption des Schlages stattfinden kann.
Grundsätzlich nutzt man also viele der gleichen menschlichen Bewegungsmuster, die mit traditionellen Formen des Trainings wie Hanteln und Kurzhanteln verbunden sind. Der Sandsack hat aber auch eine Reihe anderer Vorteile:
Es kann aber je nach Form und Gewicht unglaublich schwer sein, damit zu arbeiten. Der Sandbag ist eine unangenehme, unbequeme Last, die einen bei jedem einzelnen Heben, Werfen oder Tragen spezifisch arbeiten lässt und fordert.
Das bedeutet zwar, dass man nicht zwangsläufig so viel Gewicht heben kann wie mit einer Hantel, aber es entspricht gewissermaßen schon einer "echten" Last - wie der Last eines Gegners. Von Vergleichen des zu bewegenden Gewichts einer Langhantel und eines Sandbags sollte somit verzichtet werden.
Der Sandbag wird aber auch auf natürliche Weise ebenso die Griffstärke entwickeln, indem man einfach versucht, ihn richtig zu greifen, zu heben, zu tragen, zu ziehen oder auch festzuhalten. Gerade die Griffe beim Tragen ähneln den bekannten ringerischen Griffen.
Der Sandbag ist verformbar und passt sich der eigenen Körperform an. Das macht ihn zu einem großartigen Werkzeug für das Tragen, Sprinten, Werfen und eine Reihe von Partnerübungen.
Der Sandbag kann für Trainigssimulationen, zum Beispiel dem Kampf am Boden genutzt oder in einen Trainingskomplex hiermit integriert werden. Das geht mit einer Langhantel oder einer Kettlebell nicht.
Es gilt zu verstehen, dass der Sandbag nicht die Wunderwaffe für das eigene Kraft- und Konditionstraining ist.
Aber richtig umgesetzt, kann für jeden, der in Kampfsportartarten oder Selbstschutzkonzepten unterwegs ist, ein physischer Fortschritt generiert werden.
Wie jede Form des Widerstandstrainings kann man auch den Sandbag, um die eigene Kraft und Kondition zu verbessern, aber mit dem zusätzlichen Vorteil, dass wir interdisziplinäre Komponenten hinzufügen können. Und dieser Vorteil ist nicht zu unterschätzen, wenn man im momentanen Lockdown auf sich allein gestellt ist und nicht über zahlreiche Trainingsgeräte und auch ausreichend Trainingsraum verfügt.
...also worauf warten. Körperliche Leistungsfähigkeit ist eine der interdisziplinären Säulen eines jeden Selbstschutztrainings und sollte auch nicht im Lockdown vernachlässigt werden!
...und mal so noch nebenbei... Du siehst beim Training definitiv cooler in unseren Shirts, Girlies, Hoodies oder Rashguards aus ;)
Bleibt alle gesund und lasst Euch den Spaß am Training in dieser Zeit nicht nehmen.