Eine der größten Illusionen in der Trainingsbranche ist die Vorstellung, dass professionelle Athleten und sehr enthusiastische Amateure außerordentlich gut darin sind, sich an ihre Trainingsroutinen zu halten und dabei immer auf einen endlosen Vorrat an Motivation zurückgreifen zu können.
Wie gesagt... es ist eine Illusion!
Tatsächlich ist es aber so, dass es unendliche Male gibt, in denen ich auf einen Sandsack oder eine Kettlebell starre oder vor einer Trainingsplanung sitze und ich mich frage, warum ich gerade genau dieses Ziel verfolge.
Die Couch daheim ist bequem und sicherlich findet sich auch ein noch bequemerer Stuhl in einem guten Burger Restaurant hinter einem leckeren Craft Beer.
Um ehrlich zu sein, es gibt so einige Tage, an denen ich absolut keine Lust auf Training habe und mir lieber meine hochgelegten Füße anschauen möchte.
Es könnte ein schlechter Tag sein... es könnte Müdigkeit sein... es könnte die Aussicht auf eine weitere herausfordernde Trainingseinheit sein, die auf mich zukommt. Was auch immer es ist... die Motivation ist nicht immer da. Ende der Illusion!
Zuallererst... Die totale Motivation ist gleichzeitig totaler Blödsinn. Hier brauchen wir auch kein weiteres Motivationsvideo mit ein paar warmen Worten auf YouTube.
Kein Mensch auf diesem Planeten hat eine Einstellung erreicht, bei der er jeden Tag motiviert ist. Engagiert sicher ... aber motiviert, nein.
Es spielt keine Rolle, wie sehr Du Dich im Moment für ein bestimmtes Ziel begeistern kannst. Dieses Gefühl wird garantiert vergehen. Ich sage das jetzt nicht, um Dich auszubremsen oder pessimistisch gegenüber Deinen Zielen zu sein, sondern weil ich möchte, dass Du einen großen Denkfehler vermeidest und falsche Erwartungen an Dich selbst stellst..
Idealerweise wollen wir alle Muster und Verhaltensweisen entwickeln, die dazu führen, dass unsere körperliche Aktivitäten ein absoluter Bestandteil unseres Lebens werden. Etwas, das wir "...einfach machen".
Keine große unbedeutende Motivationsrede, keine unmenschliche Menge an positiver Energie, nur ein Schulterzucken und "...einfach machen". Dein Training sollte so tief in Dein Leben eingebettet sein, dass Du so manche Angewohnheit überhaupt nicht mehr bemerkst und zu den Boxhandschuhen greifst und ins Training fährst.
Nun, zugegebenermaßen ist das viel leichter gesagt als getan. Das Entwickeln einer Gewohnheit erfordert Zeit und Hingabe, manchmal mehr, als eine Person bereit ist, dafür zu arbeiten. Aber es ist ein tatsächlicher Weg zum Erfolg, während die Motivation es nicht ist. Am Ende des Tages möchtest Du an einer echten Lebensgewohnheit arbeiten und nicht versuchen, Dich unrealistisch für den Rest Deines Lebens zu motivieren oder eine Motivation zu suchen.
Trotzdem dürfte jeder wissen, wie es ist, wenn man Trainingsgewohnheiten in seinem Leben etabliert hat und trotzdem das Gefühl hat, mit dem Kopf gegen eine Mauer zu rennen. Wenn man versucht, sich zum Training zu motivieren und gleichzeitig versucht Ausreden zu finden, die einen auf der Couch liegen lassen.
Hier sind Hilfestellungen, die Du nutzen solltest, wenn Dich das Gefühl übermannt´´´´, dass Du Dich nicht mehr aufraffen kannst oder Dich gerade selbst nicht mehr findest.
"...einfach machen".
Manchmal lassen wir ein ganzes Training ausfallen, weil wir wissen, dass wir nicht die nötige Energie, nicht den nötigen Fokus haben oder einfach nicht in der Stimmung dazu sind.
"...einfach machen". Das machen, was Du geplant hast oder was gerade auf der Trainingsagenda der Gruppe steht.
Mache das Training einfach locker mit, auch wenn Du Dich dabei wie ein kompletter Idiot fühlst oder denkst, dass Du gerade Deine Zeit verschwendest.
Du wirst aber im Laufe des Trainings feststellen, dass Du Dich a) besser fühlen wirst und b) härter trainieren kannst.
- Unabhängig von allem anderen hast Du Dein Training nicht komplett über den Haufen geworfen, sondern hast etwas getan.
- Oft musst Du nur die ersten 10 bis 15 Minuten des Trainings ohne Motivation durchstehen, bis Du merkst, dass sich Deine Stimmung bessert oder Du Deine Energie durch die körperliche Aktivität selbst steigerst.
- Es kann sein, dass Du locker anfängst, bevor Du überhaupt merkst "vielleicht habe ich heute doch mehr gegeben, als ich dachte". Plötzlich wird aus 40 % Intensität 60 %, aus 60 % werden 70 % und so weiter und so fort. Jetzt wird aus einem Training, das Du ursprünglich ausfallen lassen wolltest, eine produktive Trainingseinheit, über die Du im Anschluss dankbar bist.
Dies ist mein Tipp für diejenigen, die sich nicht sicher sind, ob sie es manchmal durch ein Training schaffen. Wenn Du Dich nach 15 Minuten immer noch schlecht fühlst, breche ab und ruhe Dich aus. Aber das ist nur sehr selten der Fall. Oftmals ist der Anfang wirklich der schlimmste Teil und dann geht es bergauf.
Abwechslung kann helfen.
Wir haben alle unsere Tiefpunkte, selbst wenn wir unser regelmäßiges Training als tägliche Gewohnheit etabliert haben. Vielleicht kommen wir auch manchmal zu dem Schluss, dass gerade es absolut keine Chance gibt, dass ein normal geplantes Training heute stattfinden.
Okay ... Aber was ist eigentlich schon normal?
Im eigenständigen Kraft- und Konditionstraining macht es manchmal Sinn mal vom Plan abzuweichen und alternative Übungen zu machen oder auch mal etwas komplett Neues auszuprobieren.
Im regulären Gruppentraining ist das manchmal nicht ganz so einfach, da der Trainingsplan durch die Trainer fremdbestimmt wird. Aber auch hier kann man überlegen, ob man nicht vielleicht mal an einem anderen Tag ins Training gehen kann, um sich ein anderes Trainingsprogramm anzuschauen. Manchmal hängt einem vielleicht der Inhalt von Selbstschutztrainings aus dem Hals, man kann rein gar nichts mehr über Gewalt hören und ein sportlicher Trainingsansatz lockert wieder alles auf. Ein Grund mehr für unser Cross-Combat-Training. Auch ein sportlicher Ansatz und Grundgedanke kann ein Selbstschutztraining unterstützen - man muss nur wissen wie.
Gerade bei Leuten, die viel trainieren beziehungsweise viele Trainingseinheiten besuchen, ist diese Abwechslung wichtig, da man sich andernfalls sogar "Gewalt" in sein Leben holt.
Das Endergebnis ist, dass Du Dich geistig erfrischt fühlst und bereit bist, Dein normales Training mit voller Kraft fortzusetzen.
Das Gleiche kann an einem besonders schlechten Tag getan werden. Wenn Du weißt, dass Du Dein normales Training nicht machen wirst, Dich aber dazu überreden kannst, etwas zu tun, nur um Spaß zu haben... dann mache es einfach.
...schließe Dich anderen an.
Bevor Du ein Training auslässt, gibt es bestimmt jemanden, der Dein Training mit Dir durchstehen wird. Jemand, die oder der Dich einfach mitschleppt.
Vielleicht hast Du nicht die erforderliche Motivation, aber Deine Trainingspartnerin oder Dein Trainingspartner schon. Vielleicht fehlt es auch Euch beiden an Motivation und Ihr könnt Euch gegenseitig unterstützen. Gemeinsam die Teilnahme am Training planen und gemeinsam hingehen, teilnehmen und "einfach machen".
Motiviert oder nicht, Training macht mit einer Freundin oder einem Freund einfach mehr Spaß und Du wirst oft feststellen, dass Du Dich mit jemandem an Deiner Seite mehr anstrengen wirst.
Den Rest erledigt dann die Trainingsgemeinschaft... "einfach gemeinsam machen".
Joe