Häufig prononciert ein Selbstverteidigungtraining die Verteidigung gegen statische Angriffe durch eine andere Person und vernachlässigt hierdurch weitere interdisziplinäre Schnittpunkte, die im Eintritt einer Bedrohungssituation oder physischen Konfrontation zum Versagen führen können.
Ein Selbstverteidigungs- oder auch Selbstschutztraining sollte verschiedene Problemfelder umfassen, die auf unterschiedlichen Ebenen analysiert werden können.
Hier sind zentrale Aspekte, die häufig diskutiert werden und auch Berücksichtigung im regulären Trainingsbetrieb sowie auf Seminaren und Ausbildungen finden sollten:
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Psychologische Problemfelder
Stress und Adrenalinausstoß: In einer realen Gefahrensituation reagieren viele Menschen mit Panik, was die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt.
Angst vor Eskalation: Unsicherheit, ob und wann Selbstverteidigung gerechtfertigt ist.
Selbstvertrauen: Viele Menschen scheitern daran, ihre Fähigkeiten in einer Notsituation anzuwenden.
Mentale Blockaden: Traumata oder negative Erfahrungen können die Handlungsfähigkeit einschränken.
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Physische Problemfelder
Körperliche Voraussetzungen: Unterschiede in Kraft, Ausdauer oder Beweglichkeit können Nachteile bringen.
Überraschungsangriffe: Oft keine Zeit für Vorbereitung oder Verteidigung.
Mehrere Angreifer: Erhöhte Schwierigkeit in Situationen mit mehreren Bedrohungen.
Einsatz von Waffen: Verteidigung gegen bewaffnete Angreifer stellt ein enormes Risiko dar.
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Juristische Problemfelder
Recht auf Notwehr: Unklarheiten darüber, welche Handlungen gesetzlich erlaubt sind.
Verhältnismäßigkeit: Schwierigkeit, angemessene Reaktionen zu wählen.
Folgen für den Verteidiger: Rechtliche Konsequenzen selbst bei gerechtfertigtem Handeln.
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Technische Problemfelder
Unzureichende Ausbildung: Viele Techniken erfordern regelmäßiges Training, um gegebenenfalls umsetzbar zu sein.
Falsche Methoden: Manche Selbstverteidigungstechniken sind theoretisch gut, aber praktisch kaum anwendbar
Fehlende Anpassung: Standardtechniken funktionieren nicht für jeden Körperbau oder jede Situation.
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Soziale Problemfelder
Gruppendruck: Angst, als aggressiv wahrgenommen zu werden.
Kulturelle Barrieren: Unterschiedliche Vorstellungen von Ehre und Konfliktlösung.
Geschlechterrollen: Frauen erleben oft spezifische Formen von Gewalt und benötigen angepasste Strategien.
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Szenarienabhängige Problemfelder
Unbekannte Umgebung: Schwierigkeit, sich an unbekannten Orten zu verteidigen.
Zeitliche Einschränkungen: Reaktion in Sekundenbruchteilen erforderlich.
Fluchtoptionen: Nicht immer ist eine Flucht möglich.
Eine ganzheitliche Herangehensweise, die psychologische, physische, technische und juristische Aspekte integriert, ist somit entscheidend und auch die Voraussetzung
für ein Training, dass im "Fall der Fälle" greifen könnte.